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Feinste Poesie


Die Interpretation des Duos Nicolai Pfeffer und Felix Wahl hingegen verströmt feinste Poesie. Bereits die elastische Tempoführung des Duos und die frei schwingende Klanggebung der Klarinette im 1. Satz der f-Moll-Sonate erweckt bezaubernde Momente zwischen verhaltener Melancholie und leidenschaftlichem Drang. Die beiden Pole der strukturellen Geschlossenheit und des Aufblühens jedes einzelnen Moments werden hier und in allen weiteren Sätzen immer wieder neu ausgelotet. Feinste Balancen zwischen den beiden Instrumentalklängen in allen Artikulationskategorien sowie der klug durchdachte Wechsel zwischen thematischem Vordergrund und hintergründigem Motivkommentar ermöglichen dem Hörer Wahrnehmung unterschiedlicher Perspektiven in der Gleichzeitigkeit. Einzelne ausgekostete Momente wie die warmen Herbsttöne im Allegro amabile oder die kompakte Intensität im Allegro appassionato der Es-Dur-Sonate bilden keinen Widerspruch zur strukturellen Stringenz des jeweiligen Satzes. Pfeffer und Wahl versenken sich experimentierfreudig und gleichwohl intuitiv in die vielfältigen Ausdrucksmomente der beiden Sonaten. Dennoch verlieren sie nie den strukturellen Faden, der alle motivischen Details zu eindrücklichen Charakteren verwebt. In ihrer Interpretation scheinen sich die Kompositionen selbst mitzuteilen.

Als rein pianistisches Intermezzo setzt Felix Wahl die Klavierstücke op. 119 zwischen die beiden Sonaten mit Klarinette ”… als ob man Melancholie aus jeder einzelnen (Note) saugen wollte, mit Wollust und Behagen…” Das auf die Komposition bezogene Zitat von Clara Schumann kann man getrost auch als Werturteil für Felix Wahls Interpretation verstehen. Vielfach abschattierte Farben zwischen filigran zelebrierter Melancholie und robust artikulierter Erhabenheit weisen ihn als Magier im Zauberwald pianistischer Romantik aus.

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